Das Schweizer Steuersystem einfach erklärt

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6 Minuten Lesezeit
26. Jan. 2024

Das Schweizer Steuersystem kann für viele Menschen auf den ersten Blick recht kompliziert wirken. In diesem Artikel werden wir Ihnen deshalb das Schweizer Steuersystem einfach erklären und Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Aspekte gaben. Dabei gehen wir auf die verschiedenen Arten von Steuern sowie die Steuererklärung ein, um sicherzustellen, dass alle Grundlagen abgedeckt sind:

Was sind Steuern überhaupt?

Nicht nur einzelne Personen und Haushalte, sondern auch der Staat brauchen Geld. Das erhält dieser durch Steuern: Sowohl Bund, Kantone als auch Gemeinden erheben deswegen Steuern. Der Steuerertrag wird vom Staat zur Deckung sämtlicher Aufgaben des Gemeinwesens eingesetzt. Doch nicht nur dafür gibt es Steuern. Manche Steuern existieren auch, um bewusst das Verhalten der Bevölkerung zu beeinflussen: So wird beispielsweise eine gesonderte Steuer auf süsse alkoholische Getränke erhoben, um den Kauf dieser weniger attraktiv für die Jugend zu machen und einen Alkoholmissbrauch zu verhindern. Da das Verhalten der Bevölkerung dadurch in eine gewisse Richtung “gelenkt” wird, heisst diese Art von Steuern Lenkungssteuern.

Welche Steuerarten werden in der Schweiz erhoben?

Die Schweizer Steuern werden auf nationaler, kantonaler und gemeindlicher Ebene erhoben. Im Folgenden werden die verschiedenen Steuerarten kurz erklärt.

Bundessteuern

Auf nationaler Ebene gelten die Bundessteuern. Diese umfassen zum Beispiel die Verrechnungssteuer und die Mehrwertsteuer. 

  • Verrechnungssteuer: Die Verrechnungssteuer ist eine indirekte Steuer, die vom Bund auf bestimmte Einkünfte wie Zinsen, Dividenden oder Lotteriegewinne erhoben wird. Damit soll sichergestellt werden, dass keine Steuerhinterziehung stattfindet. Deswegen zieht die Bank bei Ausschüttung der Vermögenserträge automatisch 35% Verrechnungssteuer ab und überweist sie an die eidgenössische Steuerverwaltung.

  • Mehrwertsteuer: Die Mehrwertsteuer wird auf fast alle Waren und Dienstleistungen erhoben. Die indirekte Steuer, die direkt in den Verkaufspreis miteinberechnet wird, beträgt derzeit 7,7 Prozent in der Schweiz. Für gewisse Waren, wie zum Beispiel Lebensmittel und Bücher, gilt der reduzierte Satz von 2,5%.

Kantonsteuern

Wie gesagt gibt es daneben noch Steuern, die von den Kantonen und Gemeinden erhoben werden. Dabei hat jeder Schweizer Kanton das Recht, Steuern zu erheben, solange der Bund keinen exklusiven Anspruch auf diese erhebt. Deswegen regelt der Bund die Mehrwertsteuer auf nationaler Ebene, während die Kantone Steuern erheben, für die der Bund nicht zuständig ist, wie beispielsweise die Einkommenssteuer oder die Erbschaftssteuer:

  • Einkommenssteuer: Wie der Name bereits verrät, handelt es sich hierbei um Steuern, die auf das Einkommen von natürlichen Personen erhoben werden. Zum Einkommen zählt sowohl das Gehalt als auch Mieteinnahmen und andere Kapitalerträge. Die Höhe ist abhängig von einer Reihe an unterschiedlichen Faktoren, dazu zählen unter anderem die Höhe des Einkommens, der Familienstand und die Anzahl abhängiger Personen.

  • Erbschaftssteuer: Die Erbschaftssteuer wird in allen Schweizer Kantonen bis auf Schwyz und Obwalden fällig. Sie betrifft die Übertragung von Vermögen auf Erben und wird normalerweise einmalig erhoben. Meistens erheben die Kantone die Erbschaftssteuer als Erbanfallsteuer. Dies bedeutet, dass sie auf den Erbteil jedes einzelnen Erben angewendet wird. Dagegen wird eine Steuer auf das gesamte, nicht aufgeteilte Vermögen des Verstorbenen (Nachlasssteuer genannt) nur selten angewendet.

Gemeindesteuern

Die Gemeinden hingegen sind auf die Ermächtigung durch ihre jeweiligen Kantone angewiesen, um Steuern erheben zu dürfen. Damit wird sichergestellt, dass die klare Hierarchie zwischen den verschiedenen Ebenen der Regierung eingehalten wird und es zu keinen Konflikten zwischen Gemeinden und Kantonen kommt. Gemeindliche Steuern können beispielsweise die Grundsteuer oder Abfallgebühren sein.

  • Grundsteuer: Die Grundsteuer wird in der Schweiz auf den Wert von Grundstücken oder Immobilien erhoben. Die Höhe dieser wird von den jeweiligen Gemeinden geregelt.

  • Abfallgebühren: Abfallgebühren werden von den Gemeinden erhoben, um die anfallenden Kosten für das Entsorgen von Haushaltsabfällen zu decken. Die Höhe wird von den Gemeinden geregelt, wobei einige Gemeinden sogar Anreize für eine effiziente Abfallentsorgung bieten, wie zum Beispiel Rabatte für kompostierte oder recycelte Abfälle.

Wie sehr unterscheiden sich die Steuern je nach Kanton oder Gemeinde?

Da die kantonalen und gemeindlichen Steuern regional erhoben werden, können sich diese stark unterscheiden. So erheben einige Kantone und Gemeinden zum Beispiel höhere Steuern, um mehr finanzielle Mittel für Infrastrukturprojekte oder Bildung bereitzustellen, während andere Kantone niedrigere Steuern präferieren, um ihre Wirtschaft zu fördern.

In der Regel haben die Kantone mit höheren Lebenshaltungskosten wie Zürich, Genf und Basel-Stadt tendenziell höhere Steuern als Kantone mit niedrigeren Lebenshaltungskosten wie zum Beispiel Zug und Obwalden. So hatte Genf im Jahr 2022 laut Statista den höchsten Einkommenssteuersatz der Schweiz mit 44,75%, während dieser in Zug nur bei 22,22% lag.

Muss ich eine Steuererklärung ausfüllen?

Alle steuerpflichtigen Personen über 18 Jahre in der Schweiz müssen jährlich eine Steuererklärung abgeben. Zu Beginn jedes Jahres erhalten deswegen alle volljährigen Personen ein Schreiben vom zuständigen Steueramt, welches sie an die Abgabe der Steuererklärung vom vorherigen Jahr erinnert. In der Regel muss diese bis spätestens April erfolgen.

In der Steuererklärung müssen allerlei finanzielle Angaben gemacht haben, wie beispielsweise ihr Einkommen. Sie können ausserdem Angaben über Ausgaben machen, die Sie von der Steuer absetzen können. Zu diesen Ausgaben zählen beispielweise Kosten für Bildung, Kinderbetreuung oder Krankheitskosten.

Anhand Ihrer Angaben ermittelt die zuständige Steuerbehörde, welche Einkommens- und Vermögenssteuer von Ihnen gezahlt werden muss. Basierend auf den absetzbaren Ausgaben kann es so sein, dass Sie eine Erstattung eines Teils Ihrer gezahlten Steuern erhalten. Ob diese Erstattung verzinst wird oder nicht, richtet sich je nach Kanton. Andersrum kann es auch passieren, dass Sie Geld an die Steuerbehörde nachzahlen müssen. Dies umfasst dann ausserdem einen sogenannten Verzugszins.

Um Ihre Steuererklärung auszufüllen, haben sie unterschiedliche Möglichkeiten:

  • Steuerprogramme: Um das Ausfüllen einer Steuererklärung zu erleichtern, gibt es zahlreiche Steuerprogramme, die meistens kostenpflichtig sind. Bevor sie sich für eins entscheiden, müssen Sie jedoch überprüfen, ob das spezifische Programm in Ihrem Kanton zugelassen ist. 

  • Steuerberater: Um Fehler zu vermeiden und Ihre Rückerstattungen zu maximieren, können Sie auch einen Steuerberater anstellen. Zwar müssen Sie dazu etwas tiefer in die Tasche greifen, erhalten jedoch oft auch bessere Ergebnisse.

  • Selbst machen: Wenn Sie sich dafür entscheiden, die Steuererklärung selbst auszufüllen, erhalten Sie von Ihrer zuständigen Steuerbehörde die entsprechenden Formulare. Füllen Sie diese mit allen Angaben aus und reichen Sie sie anschliessend wieder bei der Steuerbehörde ein.

Fazit

Das Schweizer Steuersystem kann auf den ersten Blick sehr kompliziert und überwältigend wirken. Doch mit diesem Blogpost über das Schweizer Steuersystem haben Sie einen zusammenfassenden Überblick über die verschiedenen Steuerarten erhalten. So steht einer erfolgreichen Steuererklärung nichts mehr im Weg!

Autor:
Emil Kjær
General Manager

Emil nutzt sein Fachwissen, um im Finanzsektor etwas zu bewirken. Der Absolvent der Süddänischen Universität (SDU) ist seit 2013 Geschäftsführer bei Intelligent Banker und hilft mehr als 500 000 Nutzern aus aller Welt bei ihren finanziellen Bedürfnissen.

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